Manchmal bin ich wirklich erstaunt über meine eigene Naivität.
Ich hätte es wissen müssen.
Ich habe es nicht einmal geahnt.
Habe wohl wirklich geglaubt, der Spuk wäre vorbei, wenn wir uns gesehen haben.

Seit Jahren bin ich in seine Stimme verliebt. Und in seine Art. Seine Intelligenz. Seine Fähigkeit schnelle pragmatische Entscheidungen zu treffen.
Gestern habe ich ihn zum ersten Mal gesehen.
Wir haben nicht mehr als zwei Sätze gewechselt. (Und selbst davon war einer meinerseits etwas peinlich. Leider. Bridget Jones lässt grüßen).

Und dann haben wir dieses

"Sie guckt, ob er guckt, aber er guckt net.
Er guckt, ob sie guckt, aber sie guckt net.
Aber irgendwie hamn sie sich gucken gsehn."

Spiel gespiel. Oder habe ich mir das eingebildet?

Heute schreiben wir uns wieder sachliche fachliche rein berufliche E-Mails.
Und tun als wäre nichts passiert. Es ist nichts passiert! Und doch ist alles anders. Für mich jedenfalls.

Ich habe die ganze Nacht kein Auge zugemacht. Habe an ihn gedacht. Mit ihm geschlafen. Es war sehr sehr real. Sehr nah.

Und er? Er ist verheiratet. Er ist ein Mann, der zu seinen Entscheidungen steht. Es wird sich daran also auch nichts ändern.
Aber was empfindet er? Ich war so oft einseitig verliebt in letzter Zeit. Und doch. Irgendetwas ist diesmal anders.

Wenn dies ein Roman wäre, würden wir im nächsten Kapitel über seine Gefühle und Gedanken informiert. Dies aber ist das Leben und ich tappe im Dunkeln. Es würde ja auch nichts ändern, zu wissen, dass er auch an mich denkt oder eben auch nicht. Oder vielleicht doch?

Die Intensität meiner Gefühle lässt mich jedenfalls staunen. Ich verliebe mich leicht. Ich verliebe mich oft. Aber nicht so.

Ich bin so sicher, dass er es ist. Der, auf den ich gewartet habe. Und das ist eine Katastrophe.
Ich kapituliere. Resigniere. Gebe auf!